Runching 2018
Dieses Laufprojekt hat sich Valentin ausgedacht und akribisch durchgeplant. Kurz mit meinen eigenen Worten gesagt: wir sind beide begeisterte Läufer und Geocacher und wollen im Juli auf einer 4-Tages-Tour über Zug nach Luzern zum Powertrail „Echt Entlebuch: Emmenuferweg“ beide Hobbies miteinander verbinden. Alle Planungs-Infos zum Projekt, die uns beide betreffen, stehen hier in Valentins Laufblog:
http://valentin.rennt.ch/projekte/runching2018/
Es wurde ein ganz toller Abenteuerurlaub. Was wir erlebt haben, hab ich hier aufgeschrieben:
Runching 2018 Tag 1 (23.07.2018)
Eigentlich sollte es am ersten Tag erst mit der Bahn nach Lenzburg und dann zu Fuss joggend bis nach Zug gehen. Aufgrund meiner Fersenprobleme (Plantarsehnenfaszilitis) wollte ich es aber langsam angehen lassen und sparte ca. 15 km ein, indem ich die Strecke von Wohlen nach Obfelden mit dem Zug zurücklegte. So machte ich nach den ersten 16 km am Bahnhof Wohlen erstmal Mittagspause und kam dann 12:15 Uhr in Obfelden an, bereit für die restlichen knapp 24 km bis zu unserer Unterkunft Oberwil. Bisher war sowohl das Laufen als auch das Cachen ganz gut gegangen. Es ging einfach nur langsam vorwärts, einerseits wegen der Hitze und ausserdem empfand ich den Laufrucksack (2.5kg) am ersten Tag noch als Belastung. Es war so ungewohnt. Auch beim Suchen der Geocaches verstrich viel Zeit. Trotzdem brauchte ich von Lenzburg bis Wohlen (14 km, 9 gefundene Geocaches, nach 2 Caches hab ich etwas länger umsonst gesucht) nur 3h15min, das lag eigentlich perfekt im Plan (ich hatte vorsichtig geplant). Was mich sehr freute war auch: meine Ferse machte sich zwar etwas bemerkbar, es war aber ok und erträglich.
Von Obfelden aus joggte ich also fröhlich weiter Richtung Zug. Es war so heiss! Im Hüftgurt hatte ich ca. 600 ml Wasser dabei, die reichten aber nicht länger als eine Stunde und weit und breit war kein Brunnen zu sehen. Gegen 15 Uhr war ich ziemlich ausgetrocknet und irgendwo auf Feldern im Knonaueramt unterwegs. Meine Rettung war dann ein öffentliches Gebäude (die Pestalozzi-Stiftung), in dem ich meine Wasservorräte auffüllen durfte.
Damit reichte ich fast bis Zug. Wieder kein Brunnen in Sicht. Die Sonne und der Durst machten mich echt fertig. Leider bot mein Laufrucksack keinerlei Platz für Proviant und die 600ml in Gurt waren echt zu wenig bei der Hitze. In Zug bin ich fast verdurstet dann nurnoch marschiert. Valentin war mir etwas voraus und im Live-Standort konnte ich sehen, dass er auf mich wartete. Aber ick konnt doch net mehr… Duuurst!!!! Dann endlich sah ich einen Denner, da gabs Wasser. Wundervoll. Valentin war dann doch weitergelaufen Richtung Oberwil und jetzt endlich war auch ich wieder in der Lage zu joggen. Es war 16:30 Uhr und ich erreichte den Zugersee. Von dort ab ging es nurnoch am Ufer entlang und 17 Uhr kam auch ich in Oberwil an. Valentin hatte uns schon eingecheckt und wartete am Strassenrand auf mich. Die Freude war gross!! Und war das schön, endlich zu duschen. Wir hatten ein wunderbares und zudem noch günstiges Zimmer, das Valentin im Vorfeld gebucht hatte und auch die Vermieterin war sehr nett und kümmerte sich gleich nach unserer Ankunft um das Waschen unserer durchgeschwitzen Laufklamotten. Da noch ein von Valentin organisiertes Geocache-Event anstand, gings noch schnell in den Volg und dann an die Badestelle. Dort sassen wir etwas auf verlorenem Posten rum, es war leider die Falsche aber shit happens und Cacher sind scheints selbstständige Menschen- keiner nahm uns unsere leichte Verspätung übel und es gab dann viel zu erzählen. Das GC-Event war eine tolle Idee. Ja und dann bin ich auch gleich noch für ein paar Dutzend Schwimmstösse in den Zugersee gesprungen. Herrlich! Es war auch so friedlich dort in Oberwil, einfach schön. Als nächstes gabs Hammihammi wir hatten nämlich Hunger. Abendessen am See draussen auf der Terrasse während die Sonne rot unterging. Ich war 40km bei unbarmherziger Sonne und öfters völlig ausgetrocknet hierher gelaufen. Aber jetzt war alles gut. Wir waren voller Vorfreude auf die nächsten 3 Tage!
Runching 2018 Tag 2 (24.07.2018)
Irgendwie hatte ich in Oberwil nicht viel schlafen können, vor allem wegen der ungewohnt dicken Kissen und Valentins Einschlaf-Yogamusik, die statt nach 1h auszugehen gegen halb 3 immer rockiger wurde, war auch beteiligt. 6:30 Uhr gingen jedenfalls gnadenlos unsere Wecker los und wir packten etwas zerschlagen unsere Sachen zusammen und machten uns startklar für einen harten Tag: 51km mit 1730 Hm standen auf dem Programm. Als wir kurz nach 7 Uhr aufbrachen, war mein Stoffwechsel immernoch am pennen. Beim Gedanken an Geschäfte hinter Büschen griff aber sofort sowas wie ein Notmechanismus. Bis zum Abend und dem Klo in der Jugendherberge hatte ich eine perfekte Verstopfung.
So marschierten wir also los. Von Oberwil führte unser Weg in den Wald hinein, es war schön schattig aber nichts desto weniger anstrengend und an Joggen war nicht zu denken. Ca. 100 Hm Steigung pro km und das mit nur einer kleinen Unterbrechung (Hochmoor beim Hintergeissboden, dort sind wir dann auch mal gejoggt) auf insgesamt 11km. Wir brauchten für diesen ca. 1200m Anstieg zum Gnipen insgesamt 4.5h. Zwischendurch füllten wir unsere Wasservorräte einmal an einem (sehr langsam fliessenden) Brunnen auf. Eine andere Wasserstelle entpuppte sich vor Ort als mitten im Wald stehendes Wasserklo.
Nach einem extra steilen letzten Stück oben angekommen (es war 12 Uhr mittags und sehr heiss), war jedenfalls wieder fast alles alle und ich zumindest war total dehydriert. Die überwältigende Aussicht hat mich das aber erstmal vergessen lassen. Einfach der Wahnsinn. Wir lagen auf der Wiese rum und hatten es geschafft.
Der Abstieg sollte dann leichter gehen, sollte. War dann nicht ganz so leicht. Wir tasteten uns Schritt für Schritt nach unten und suchten dabei die Caches vom Goldauer Bergsturz-Powertrail.
Zum Glück fanden wir zwischendurch an einem sehr langsam laufenden Brunnen Wasser und kamen auch an einer Albhütte mit gut gefülltem Kühlschrank und Kasse des Vertrauens vorbei, das war wie das Paradies. So ging es uns eigentlich ganz gut und dank Valentins Spürsinn konnten wir die Caches auch alle schnell finden. Aber steil war es… Ja der Abstieg dauerte letztendlich dann auch viel länger als erwartet. Als wir fast unten in Goldau angekomnen waren und die Hälfte des Trails absolviert hatten, realisierten wir, dass die andere Hälfte nicht zu schaffen war. Genau wie die Laufstrecke Goldau-Luzern. Es war ja schon fast 15 Uhr und das einzig Realistische, um bis 17 Uhr in Luzern zu sein (wir hatten ja noch ein GC-Event) war eine Abkürzung mit einer Bahnfahrt ab Goldau. Also joggten wir noch die Asphaltstrasse nach Goldau hinunter (das war zwar ein Umweg aber wir hatten genug von steilen Wegen), gönnten uns in Goldau noch eine Erfrischung (Glacé!) und ab gings mit dem 16-Uhr Zug nach Luzern.
Ja, dieser Tag war wirklich anders verlaufen als geplant, letztendlich waren wir mit den 20 Laufkilometern, 1200 Hm und 16 gefundenen Geocaches aber sehr zufrieden.
In der Jugendherberge bezogen wir dann ein Zimmer mit bequemen Betten und lustigem Schrank (Metallspind wie bei der Armee), konnten unsere Sachen zum Waschen abgeben und machten vorm GC-Event noch einen Abstecher zum Denner. Energy-Milch!! Die gabs übrigens häufiger die 4 Tage, wir zwei sind bekennende Erdbeer- und Vanillemilchfreaks. Geduscht und gestärkt gings dann bewaffnet mit unseren beiden Logbüchern (Valentin hatte extra für mich auch eines mitgebracht) zum zweiten GC-Event und wir verbrachten wieder plaudernd eine interessante Stunde mit Gleichgesinnten. Diesmal am Vierwaldstätter See. Und in den bin ich dann natürlich auch noch hineingesprungen, das musste einfach sein. Es war ja immernoch geniales Sommerwetter, 32 Grad, kein Wölkchen am Himmel. Später als wir in Luzern an der Uferpromenade Pizza assen, schien der Fast-Vollmond und Valentin erklärte mir (mit Kostehäppchen), warum Caprese so teuer ist. In Lugano war gerade das Blue-Ball-Festivall. Hunderte Menschen verbrachten den Abend im Freien am See und auf dem Weg zum Hostel kamen wir noch an einem mit Feuerkeulen jonglierenden Einradfahrer vorbei. Ein schönes Ende von einem wundervollen Tag.
Runching 2018 Tag 3 (25.07.2018)
Gut ausgeruht gingen wir in Luzern zum Frühstücken zum Denner und checkten dann im Hostel aus. Es sollte wieder ein heisser Tag ohne Wolken werden. Die Tags zuvor gekauften Chriesi trug ich in einem Beutel bei mir und so joggten wir los. Es gab in Luzern selbst noch ein paar Caches zu holen und dann gings wieder mal eine zeitlang nach oben und wir marschierten bis hinauf auf den Sonnenberg. Dabei verdrückten wir nach jedem Cache Kirschen und Chriesikern-Zielspucken war angesagt. Der Sieger war der Allergrösste (ich hab zweimal gewonnen, Valentin einmal).
Vom Sonnenberg hinunter sind wir dann gejoggt und kamen an recht sportlichen Caches vorbei (Geländewertung 4 von 5). ich bin 2mal geklettert (mit Trittkerben präparierte Baumstämme)- hat Spass gemacht!
Unten an der kleinen Emme angekommen nahmen wir noch die Caches vom Blattner Liebesweg mit. Die Schautafeln, bei denen wir die Caches suchen mussten, standen meist im Schatten und wir machten an jeder eine kleine Pause- sehr zur Freude der vielen Bremsen. Nach 17 km (es war Mittag und sengende Hitze) erreichten wir Malters. Nach einem kurzen Abstecher zur HUG-Keksfabrik (dort gabs noch einen Cache, den Valentin aber schon gefunden hatte) stürmten wir das Migros-Essen-Wunderland und chillten mit Melone und Energy-Milch. Ich hatte mir auch noch eine Banane gekauft, aber das war dann irgendwie zu viel. Ich versuchte was Neues und klemmte die gekaufte Rivella in den Plastiklaschen meines Hüftgurts ein. Ging kurz gut. Die Rivella war dann irgendwann halt einfach weg…
Obwohl wir in Malters so viel getrunken hatten- 7 km weiter, in Werthenstein (bei km 25 der Tour), waren wir wieder recht dehydriert. Zum Glück fanden wir dort nicht nur ein schönes Kloster (ich hielt es erst für ein Schloss) sondern auch die Quelle der Frau von Werthenstein, die sogar heilende Kräfte haben soll. Dort haben wir uns anständig erfrischt und die Wasservorräte aufgefüllt.
Mit dem Wasser reichten wir bis Wollhusen (km 27) dort gabs einen Bahnhof, Valentin verschwand im Aperto, ich im WC und als wir uns wiedertrafen, gabs noch eine nette Pause mit Energy-Riegel und einem gaaanz tollen voll gesunden Getränk dessen Name mir entfallen ist. Alles spendiert von Valentin und voll lecker.
So gestärkt schafften wir dann die nächsten ca. 7 km und erreichten am späten Nachmittag den Powertrail am Emmenuferweg.
Ab jetzt hiess es immer 300 bis 600m joggen und dann nach dem nächsten Cache Ausschau halten.
So kamen wir schliesslich in Entlebuch an, es war genau 18:30 Uhr und der Denner hatte gerade zugemacht. So eine Pleite. Zum Glück gabs am Bahnhof aber einen Selecta-Automaten und der beglückte uns dann mit 2 wohlverdienten Redbull-Dosen. Wir beschlossen, die geplante Tour etwas abzukürzen und direkt nach Hasle zu unserer Unterkunft zu laufen. Am Tag 4 wollten wir dann in Entlebuch starten.
Kurz nach 19 Uhr kamen wir in unserer Unterkunft in Hasle an und wurden von der sehr freundlichen Gastgeberin Marie-Luise begrüsst. Sie zeigte uns unser Zimmer (das war sehr gross und komfortabel) und alle Räumlichkeiten und empfahl uns das Restaurant „Bahnhöfli“ in Entlebuch und… brachte uns 1h später (wir hatten in der Zwischenzeit geduscht) sogar persönlich mit dem Auto dorthin. Über den Taxiservice waren wir nach dem heissen Tag mit 39 gelaufenen Kilometern sehr froh. Das Essen im Bahnhöfli (wir hatten jeder das Hausmenü) war dann ein kulinarisches Ereignis. Wir habens genossen. Lecker lecker lecker und perfekt mit viel Liebe fürs Detail angerichtet.
Der Mond schien über Entlebuch, als wir später die 2 km zur Unterkunft zurückliefen und dort angekommen, fielen wir gleich ins Bett und Valentin pennte sofort los. Ich hab mich die folgenden 5 Stunden mit einer Mücke rungeärgert, 4:30 Uhr hatte ich sie endlich totgeschlagen, fand aber trotzdem keinen Schlaf mehr bis der Wecker 6:30 Uhr losging, aber das ist ja dann schon der nächste Tag…
Runching 2018 Tag 4 (26.07.2018)
Eine Mücke war schuld, dass ich mich am Morgen unseres letzten Runching-Tages totmüde zum Frühstücksbuffet schleppte. Valentin hatte eine Übernachtung mit Frühstück gebucht und was uns da aufgetischt wurde, liess keine Wünsche offen. Leider war ich jetzt so müde, dass ich es gar nicht recht geniessen konnte. Überhaupt redeten alle viel zu viel. Mir war einfach nur schlecht und ich hätte mich am liebsten einfach wieder in die Federn gehauen und geschlafen. Ich habs auch kurz versucht aber Valentin war irgendwie anderer Meinung. Also hab ich mich hochgerappelt und bin ihm hinterhergetrottet (einen ganzen Tag lang). Rennen wollte er aber auch selbst nicht, weil das Knie wieder schmerzte. Wir marschierten erst zurück nach Entlebuch und setzen dort unsere Suche nach den Caches des Emmenuferweg-Powertrails fort. 8 Funde später hatten wir was zu Feiern: Valentin fand seinen 2000. Cache!
Wir waren bis zum Abend unglaublich fleissig und fanden insgesamt 62 Geocaches. Das war damit für uns beide der cachereichste Tag ever. Einen einzigen konnten wir nicht finden, aber nur, weil ein pfeiferauchender Muggel gleich daneben auf der Bank sass und jede unauffällige Suche unmöglich machte.
Verpflegen konnten wir uns in Schüpfheim und nach 15 km in Flühli. Die restliches 12.5km bis Sörenberg gabs aber kein Trinkwasser mehr. Aus Verzweiflung und weil die Waldemme so sauber aussah, füllten wir dann irgendwann im Fluss unsere Trinkwasservorräte auf. Ein fataler Fehler! Nur 2 Tage später hatten wir beide wieder zu Hause zeitgleich schlimmen Brechdurchfall und der Novovirus tobte sich aus. Wir waren zwar schon ganz in der Nähe der Quelle gewesen aber es gab stromaufwärts trotzdem noch einen Klärwerkablauf (Finsterwald). Das wurde uns zum Verhängnis.
Davon wussten wir an diesem sonnigen Donnerstagnachmittag aber noch nichts. Ich hing immernoch ziemlich durch (die Mücke…) und merkte irgendwann, dass Rennen gegen müde hilft. Ab da bin ich Valentin immermal davongerannt. Mit meiner Ferse hatte ich ja sowieso keine Probleme mehr. Am 2. Tag hatte sie noch ziemlich unangenehm gebrannt aber seit Luzern war alles gut und ich konnte wieder unbeschwert und schmerzfrei rennen. Durch den Fluss bin ich auch mit gewatet (mit Schuhen), um einen Cache auf der anderen Seite zu finden. Es ging schon noch was!
Am späten Nachmittag passierte dann etwas völlig Unwahrscheinliches. Wir blieben stehen, um einen Cache zu suchen und erklärten einer an einem Tisch sitzenden Familie, was Geocachen ist. Und plötzlich erkannte der Vater Valentin am Dialekt und sie stellten fest, dass sie mal zusammen irgendwo in der Ostschweiz zur Schule gegangen sind. Sachen gibts, die gibts gar nicht… Valentin hat ein gewisses Talent, irgendwo in der Schweiz Landsleute zu treffen. Ich kann mich da z.B. an den Ultrabielersee erinnern- aber das ist eine andere Geschichte 😁
So eine Stunde nach diesem spektakulären Wiedersehen kamen wir nach 10.5h Fussmarsch (27.5 km), während dem wir 62 Caches fanden, in Sörenberg an. Es war schon fast 19 Uhr und wir beschlossen, hier abzubrechen. Die Zeit reichte nicht für mehr, aber wir waren nicht enttäuscht. Wir hatten unser Ziel Sörenberg erreicht und traten zufrieden und glücklich die Heimreise an.