26.01.2019- 6x um den Pfäffikersee (der erste Ultra des Jahres)
Mit diesem von Valentin und mir organisierten Lauf konnte ich am Ende der ersten von 13 Trainingswochen letztendlich nochmal richtig Kilometer machen. Die Runden 1 und 2 vergingen sehr kurzweilig. Ich hatte nette Begleitung von Andreas und Marcel, 2 aktiven Läufern aus Zürich, die sich dann aber nach 18 km verabschiedeten (sie hatten vorm Start schon eine Runde vorgelegt). Während Runde 3 merkte ich dann auf halber Strecke, dass mir die Pace der Gruppe (ca. 6:10 min/km) zu schnell war. 23 km gerannt und ich war erschöpft, machte ein paar Pausen und liess mich zurückfallen. Nach einem Gel und ein paar Datteln gings besser. Mit ca. 6:30 min Pace lief ich mit schweren Beinen weiter. Nach Runde 4 (35 km) war ich dann voll im Tief und nach einer WC-Pause wurds mir auch noch speiübel. Die magischen 34 km (an der Stelle hab ich ja in den letzten 2 Monaten 2x aus Erschöpfung abgebrochen)… Mein Kopf sagte, es muss jetzt einfach weitergehen, jede Faser meines Körpers wollte nicht mehr und wie gesagt, mir war schlecht.
Valentin, gewissenhaft seinen Verpflegungsstand betreibend (krankheitsbedingt konnte er nicht mitrennen), hat mich dann aber mit Redbull und ein paar flotten Sprüchen wieder hochgepäpelt und weiter gings. Alles tat weh aber scheissegal. Runde 5 und jeder Schritt in dem Glauben: bald geschafft, irgendwie noch diese Runde und es ist ein Marathon. Ein Marathon ist doch gar nicht schlecht. Damit kann man doch zufrieden sein. Ausserdem wärs ja blöd, wenn ich als Einzige die 6 Runden laufe und Valentin extra wegen mir noch 1 Stunde warten muss. Während ich so dachte, gleich ists vorbei, gings mir zunehmend besser. Bei km 39 fast keine Schmerzen mehr und positive Gedanken. Hmmm ich könnte eigentlich schon 6 Runden laufen aber nein, dann muss Valentin ja warten. Muss ja nicht sein. Reicht ja schon, wenn man weiss, man hätts gekonnt. Wenns sein müsste. Muss aber ja nicht sein. Yeah Marathon geschafft, nur noch 2km und Schluss für heute.
An der Stelle kamen mir Zyntia und Barbara entgegen, die den See ab Runde 4 in anderer Richtung umrundeten und riefen ausgelassen: auf zur letzten Runde!
Oh Gott, die warn ja drauf. Mist. Das brachte meinen geplanten Feierabend ziemlich durcheinander. Wenn die 6 Runden liefen, sollte ich nicht auch? Da kam schon der Parkplatz und ich versackte erstmal auf dem Klappstuhl. Alles unterhalb Bauchnabel tat weh. Oje, Schluss machen und ausruhen (sehr verlockend) oder zu Ende bringen. Ich rannte wieder los.
Zwar sehr sehr erschöpft aber irgendwie fröhlich. Kein Gedanke ans Aufgeben mehr, ich hatte noch Kraft. Schön, diese Erfahrung: nach dem schrecklichen Tief gehts wieder bergauf, man muss es nur überwinden und weiterlaufen.
Meine Wahrnehmung in Runde 6 war deutlich anders als die 5 Runden davor: ich hatte keinen Nerv für den ganzen Raum um mich und biss mich an Details fest, die mir vorher kaum aufgefallen waren. Und hatte komische Assoziationen. Ein abgestorbener Baum wurde zum Ritter in brauner Rüstung, das Schilf rechts neben mir kam mir vor wie eine Armee, die vor mir salutierte. Ich fand das sehr witzig und musste kichern. Ich war irgendwie vom Rennen high geworden 😂. Jedenfalls war ich guter Dinge als ich gegen 16:30 Uhr wieder am Parkplatz ankam. Erst dann spürte ich wieder die schweren Beine und die grosse Erschöpfung. Aber alles egal, ich hatte 52 km geschafft, die erste Ultradistanz nach Biel. Was für ein toller Abschluss der ersten Trainingswoche für den 146 km Seenländer Ultra 🙃